Bericht vom IBL Wochenende in Liechtenstein 28/29.10.2017

Eine kleine Schar des IBL Vorstandes mit Partnern traf sich am Samstag bei wunderschönen Herbstwetter in der kleinsten Gemeinde des Fürstentums (3,6 km² / 1080 EW) auf der Anhöhe des Schellenbergs, mitten im Liechtensteiner Unterland zum diesjährigen Herbsttreffen. Silfriede Marxer als Organisatorin hatte eingeladen. In der alteingesessenen Krone im Mittleren Schellenberg, gegenüber dem Frauenkloster und Bischofssitz, waren alle um die Mittagszeit eingetroffen, zu Quartierbezug und kleinem Mittagessen mit erstem Gedankenaustausch in freundschaftlicher Runde.

Ab 14.00 Uhr waren wir dann mit einem kompetenten Führer in den herbstlichen Wäldern und Wiese des Eschner Berges unterwegs und erfuhren viel über die Geschichte der Gegend und des Fürstentums, dass in 2 Jahren das Jubiläum 300 Jahre feiert. Die Herrschaft Schellenberg ist bereits seit 1699 im Besitz des Fürstenhauses und wurde dann mit der später erworbenen Grafschaft Vaduz zum Fürstentum.

Die ältesten Siedlungsspuren auf dem ehemaligen Inselberg im Rheintalsee sind bereits 7000 Jahre alt. Die Gletscherschmelze hat auf dem Bergrücken auch zahlreiche Findlinge aus Graubünden hinterlassen. Um 1200 herum ist der Baubeginn der Wohntürme der unteren und oberen Burg anzusetzen, die dann weiter ausgebaut wurden. Die Ruine der oberen Burg mit ihren mächtigen Mauerresten, besuchten wir auf unserem Rundgang – heute finden hier MusikVeranstaltungen, Jugendlager oder Grillfeste statt. Viele der Ruinensteine fanden auch als Baumaterial Wiederverwendung, vor allem beim Bau des Frauenklosters um 1850 herum. Vermutlich fielen die Burgen Anfang 1400 den Appenzeller Kriegen zum Opfer und wurden nicht mehr aufgebaut und bewohnt. Erst in den letzten 50 Jahren wurden sie archäologisch untersucht, vom überwuchernden Wald befreit, konserviert und zugänglich gemacht.

Auf unserem Rundgang öffnete sich der Blick zuerst nach Osten, über die Gemeinden Mauren, Nendeln und Planken hinweg auf den Bergstock der Drei Schwestern und des Fürstensteiges mit seinen Gipfeln, aber auch bis nach Schaan. Nach der Burg kamen wir an einen schönen Aussichtspunkt über einer steil abfallenden Felswand. Unter uns bereits Vorarlberger Gebiet und einen schönen Blick nach Feldkirch mit der Schattenburg und über die Letze in das Walgau, im Hintergrund die frisch verschneite Rote Wand über dem Großen Walsertal, das 2003 unser Treffen beherbergte und weiter rechts schneeweiße Gipfel aus dem Arlberg und Verwall. Als schöne Überraschung hatten Feen oder Heinzelmännchen hier eine Kühlbox mit feinem Wein im Gebüsch versteckt, der uns erfrischte und Schwung zum weiter gehen brachte. Über Wurzeln und Stufen ging es abwärts und es kam die Ruine Tosters ins Blickfeld, weit dahinter Göfis, Laterns und Übersaxen in Vorarlberg. Stets mit neuen Informationen über Straßenverkehr, Eisenbahn, Geschichte und sonstigen Entwicklungen Liechtensteins wartete unser Führer auf. Das nächste Wegstück legten wir zum Teil auf Österreichischem Gebiet zurück, da die Staatsgrenze ein Stück mitten auf dem Weg verlief. So erreichten wir den Hinteren Schellenberg, wo nun der Blick über das Rheintal schweifte und über den westlichsten Punkt Österreichs. Gegenüber aufragend der Hohe Kasten mit seinem Sender, die vielen Schweizer Gemeinden des St. Galler Rheintales, des Appenzells und des Vorarlberger Oberlandes. Zu unseren Füßen das Ried in der Rheinebene (großteils Naturschutzgebiet mit Millionen von Iris, die es Anfang Mai in ein blaues Meer verwandeln).

Hier gab es auch wieder eine besondere Geschichte: Am 30.April 1945 standen des Nachts plötzlich 500 russische Soldaten zwischen den Häusern vom hinteren Schellenberg, der direkt an der österreichischen Grenze liegt. Sie hatten für Hitler gekämpft und waren nun in ein neutrales Land geflohen um nicht in die Sowjetunion zurück zu müssen, wo ihnen Ungemütliches drohte – sie wurden entwaffnet und interniert, die meisten wanderten später nach Argentinien aus.

Nach Besichtigung der Kapelle, ging es entlang eines tollen, neu gerichteten Vita Parcours zum schönen Sportplatz der Gemeinde und weiter retour bis in das Gemeindezentrum, wo wir noch die unter Denkmalschutz stehende besondere Neue Pfarrkirche besichtigten, die 1963 während des Konzils vollendet wurde. Daneben steht das Frauenkloster der Schwestern zum kostbaren Blut, das 1858 gegründet wurde. Seit 1868 wird hier durchgehend das kostbare Blut angebetet, im stündlichen Wechsel von jeweils 2 Schwestern. Derzeit gehören 32 Schwestern der Gemeinschaft an.

Den Abend verbrachten wir bei köstlichem Essen und guten Gesprächen im weitum bekannten Gasthaus Löwen im Hinteren Schellenberg, die Konsumation wurde großzügiger Weise vom Liechtensteinischen LA Verband übernommen.

Nach einem gemütlichen Frühstück am Sonntag, besichtigten wir noch das älteste Haus am Schellenberg – das Biedermann Haus. Das Holz des Hauses stammt von 1500. Das Haus wurde mehrfach versetzt, zuletzt 1993 an den heutigen Standort, wo es als Außenstelle des Liechtensteiner Landesmuseum fungiert. Alle Balken tragen heute ein kleines Nummernschild vom Abbruch und Aufbau, aber auch uralte eingeschlagene römische Zahlen, die von den früheren Umsetzungen stammen. Die Balken werden von 500 Jahre alten Eichenkeilen zusammengehalten, nicht von Nägeln, daher war es auch auf- und abbaubar. Die Einrichtung des Hauses ist von Anfang 1900 und weckte in den Teilnehmern viele Jugenderinnerungen an das eigene Elternhaus oder bei den Großeltern in Küche und Keller sowie vielen anderen Gegenständen. Den Abschluss bildete ein gemeinsames Mittagessen im Gasthof Löwen in Bendern, ehe es dann nach herzlicher Verabschiedung in verschiedenen Richtungen wieder nach Hause ging.

Ja das Fürstentum hat sich stark gewandelt in den 300 Jahren – vom armen Bauernland in ein wohlhabendes Industrieland mit fast gleichviel Arbeitsplätzen wie Einwohnern (37.000 / 38.000), davon 20.000 (mehr als die Hälfte) Einpendler aus Schweiz (10.800), Österreich (8.400) und Deutschland (800). Kein Wunder dass das Verkehrsaufkommen recht groß ist. 34 % der Bewohner sind Ausländer, das Durchschnittseinkommen beträgt brutto 6.400 Franken, der Lebensstandard entsprechend hoch.

Ein großes Danke an Silfriede für die Organisation und die Gastfreundschaft.

Die beeindruckten Gerd und Eva Kremmel (Vorarlberg)

Weitere Teilnehmer: Bernd van Betteraey, Dolf und Lore Klein, Annelies Sonderegger, Marianne und Hanspeter Kreis, Silfriede Marxer.

Bernd – Silfriede – Eva – Gerd – Hanspeter – Marianne – Annelies – Dolf – Lore

Weitere Bilder von Dolf Klein finden sich hier